Das Fehlen der väterlichen Führung machte sich in meiner gesamten Jugend bemerkbar. Die Berufswahl war infolge dessen wohl eher undurchdacht; die Bundeswehrzeit hingegen erschien vermeintlich eine gute Entscheidung zu sein, denn es floss ja auch Geld - wohlbemerkt damals, das spätere Studium galt mehr der Entwicklung meiner Persönlichkeit als einer fachlichen Spezialisierung. Generell war das Geld immer ziemlich knapp bemessen, mit dem es galt monatlich auszukommen. Zum großen Glück gab es da noch einen Freund meines Vaters, welcher mir fortan ein monatliches Taschengeld von 10 Mark ! gab. Ulrich Cerwenka hieß er, und sah mich zusammen mit seiner Mutter bei selbstgebackenem Kuchen und Tee jeden Monat herzlich willkommen. Ebenso herzlich war Milo Western - eine langjährige Freundin meines Vaters und Großvaters - die in der Graf-Haeseler-Straße 3 wohnte. Wir kannten uns seit ich „mal eben so über den Tisch kucken konnte“, so immer wieder ihre Worte. Sie war in der Kriegszeit gelegentlich bei meinem Großvater Heinrich von Seggern in der Augenarztpraxis. Na ja, es hätte ja wo möglich auch mehr werden können, so sagte sie jedenfalls immer wieder „nun hör aber mal zu, ich wär beinahe Deine Großmutter geworden“. Es war immer so etwas wie ein Zuhause - wie auch schon zuvor für meinen Vater. Eine gute Stube sozusagen. Ein äußerst liebenswerter Mensch. Über viele Jahre besuchte ich sie mit dem Fahrrad und lieferte alle möglichen Waren vom Einkauf, und putzte alle paar Wochen ihre Fenster; bis hin ins hohe Alter hinein, als die Kräfte nachließen, und sie immer sagte „is nichts, wenns´de alt wirst“.
Mich interessierten in dieser Zeit Flugzeuge sehr. Schon bald kannte ich die gängigsten Baureihen und konnte am Motorengeräusch erkennen, ob eine englische BAC-111 landete, die ohnehin einen riesen Krach erzeugte. Nur allzu oft schaute ich mir die landenden Flugzeuge direkt aus meinem Zimmer oben unter dem Dach des Elternhauses an. Genauso oft war ich auch am Märchenlandweg, wo es damals noch möglich war, direkt unter den landenden Maschinen zu stehen, und Fotos zu machen. Wenn es keine Landungen gab, konnten in der Zeit die Molche und Insekten am Graben beobachtet werden. Ein ganz besonderes Schauspiel war es, wenn eine VFW 614 landete. Diese tolle Maschine war der Inbegriff eines jeden Flugzeugfans. Sie war das Markenzeichen des Flugbetriebes von Bremen. Damals hergestellt von der Vereinigten Flugtechnischen Werke (VFW) aus Bremen. Diese Maschine war durch die auf den Tragflächen montierten Triebwerken besonders imposant anzusehen. Schon bald konnte ich sie aus dem Stehgreif malen.
Ab August 1980 bis Januar 1983 absolvierte ich eine Berufsausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel bei der alteingesessenen und später insolvent gewordenen Bremer Firma Gebrüder Sie, die mit 4 Spezialisierungen den Norddeutschen Raum als Großhändler belieferte: Autozubehör, Fahrräder, Haushaltswaren und Rundfunk. In letztere Abteilung war ich, was die Praxis anbelangte, eingebunden: Radios, Fernseher und Stereoanlagen, sowie Schallplatten verkaufen. Jo, die gab´s damals noch, aber schon während der Lehrzeit kamen auch CD´s auf den Markt. Videorekorder waren 1983 der Renner
Im Januar 1982 lernte ich meine erste Freundin - Corinna - kennen. Eine ruhige, liebevolle und natürliche Ausstrahlung waren Ihr Charakter. Wir verlebten eine tolle gemeinsame Zeit von runde 7 Jahren. Viele viele Dinge verbrachten wir zusammen. Einen ersten Urlaub zusammen mit ihren Eltern auf der Insel Asko bei Lolland in Dänemark in einem Ferienhaus. Bootfahren auf der Weser, Zelten und Radfahren, sowie viele Dinge in Sport, Natur und Freundeskreis erlebten wir zusammen. Wir kochten sehr häufig bei ihren Eltern, wo stets eine Offene Tür für mich war. Eine ganz tolle und prägende Zeit war dass, der ich noch sehr lange nachtrauerte, als unsere Beziehung 1988 leider auseinander ging.
Ab Sommer 1983 bis Sommer 1984 dann Besuch der Fachoberschule Wirtschaft an der Meta - Sattler - Straße in Bremen bis zum Fachabitur. Ein recht anstrengendes Jahr.
Mitte 1984 bis Mitte 1985 einige Jobs in Nebentätigkeit, und auch der Versuch einer Selbständigkeit. Na ja, dass Zeug dafür fehlte mir damals noch, aber es hat Spaß gemacht und auch etwas Geld eingebracht.