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Gerd von Seggern © 2013 KrümelDino alles - außer gewöhnlich . . . . . ▲▲▲▲

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Zum Ende März des Jahres 1964 hin war es soweit. Das lange Warten meiner Eltern neigte sich dem Ende. Das vierte Kind suchte seinen Weg in diese unsere Welt. Na ja, in die von damals. Denn - oh man - was hat sich doch bloß alles verändert in all den vielen und doch wenigen Jahren bis heute. Sie warteten geduldig und hofften nach 3 Jungen nun vielleicht ein Mädchen in der Familie begrüßen zu dürfen. Vorgeburtliche Ulltraschallfotos gab es damals noch nicht. Die  Hoffnung zu einem Mädchen erfüllte sich nicht. Zum Glück vielleicht, oder auch nicht. Und so wurde aus der angeplanten Gerda eben kurzerhand „nur“ meine Wenigkeit, Gerd.


Meine Kindheit bestand aus vielen wunderschönen Erlebnissen bei uns zu Hause. Ja, ich hatte eine schöne Kindheit !. Ich durfte schon recht bald meiner Mutter beim Essen kochen zu sehen, oder unserem Vater, der leidenschaftlicher Astronom war, und seine Fernrohre allesamt selbst baute (siehe dort). Schon bald - mit 6 Jahren - kochte ich meinen ersten Pudding, und später dann Bratkartoffeln mit Spiegelei. Ich verbrachte sehr viel Zeit im Garten und spielte voller Freude all dass, was uns damals so richtig Spaß machte. Computer ?. Weit gefehlt. Es gab wohl schon einige, aber die waren einfach noch deutlich außer Sichtweite, im Gegensatz zu heute, wo jedes dritte Jahr ein neuer PC gekauft wird, weil sich die Technik überholt. Wir bauten also unsere Maschinen, Spielelemente, Zelte und vieles mehr allesamt selber, denn so viel Auswahl wie heute - wir schreiben das Jahr 2011 - gab es nicht. Hat uns dass gestört ?. Keinesfalls. Flitzebogen bauen, „Gangschaltung“ am Fahrrad selbst erstellen mit einem Zweig der in die Speichen tickerte usw. Nein. Es gab schon Gangschaltungen aber es fehlte an Geld. Die wenigen und eher kostengünstigen Geschenke, die wir bekamen wurden unter den Kindern weitergereicht: Die alte Spielzeugeisenbahn genau so wie die Stofftiere, welche mich noch heute freudevoll an diese Zeit erinnern. Und bei den Kleidern war dass keinesfalls anders. Da war ich froh, als ich mal vom Nachbarn (der später mal mein Chef werden sollte) ein gebrauchtes aber gut erhaltenes Hemd geschenkt bekam. Auch neue Klamotten lagen - mit Ausnahme der Schuhe, die waren ja stets aufgebraucht - lagen nicht drin. Aber Hallo: Unser Vater brachte 1975 mal gerade 1000 D-Mark als Arbeiter nach Hause. Etwas Kindergeld kam dazu, und dann blieben vom Rest des Monats doch noch stets einige Tage über.

Nein, zu Essen gab es schon noch, und unsere Mutter konnte herausragend gut kochen, aber außer der Reihe durfte nicht viel passieren, sonst konnte es mit dem Beschaffen der Lebensmittel auch schon mal eng werden. Es gab immer leckeres Essen. Ich erinnere mich an Eisbein mit Kartoffeln und Sauerkraut, leckeren Rinderbraten mit brauner Sauce, Gemischtes Gulasch welches ich immer so gerne mit Reis statt Nudeln aß, Königsberger Klopse nach eigener Art mit Kartoffeln und Kapernsauce, ..... aber auch an ein Essen was heutzutage wohl eher abschreckt, damals jedoch mein liebstes Essen war: Kalbsgehirn (Brägen) mit Kartoffeln und heller Sauce.


Ein abrubtes Ende beendetete meine Kindheit und wechselte den Fahrkurs von heute auf morgen in meine Jugendlichkeit: Der Tod meines Vaters. Bereits 1976 wurde unser Vater im LDW (Krankenhaus Links der Weser) nach einer Blinddarmentzündung operiert. Dort stellte man bereits eine akute Krebserkrankung fest, die schon zu jener Zeit irreparable Schäden verursacht hatte und nicht mehr abzuwenden war, abgesehen davon, das die Heilungschancen damals noch schlechter waren, als sie heute leider noch immer sind.


Diagnose Lungenkrebs. Unser Vater war schon vom Leiden gekennzeichnet, und in seinem vorzeitigen Lebensabend versuchte ich das Unheil zu kippen, ich nahm meinem Vater immer die Zigaretten oder Pfeife ab, und er durfte möglichst nicht mehr als 3 mal am Tage rauchen. Das wurde streng kontrolliert und überprüft. Trotz der nachlassenden Gesundheit machte sich mein Vater mit mir 1976 und 1977 auf dem Motorrad auf den Weg zu seinem Lieblingsland England, war er doch dort in den 1930iger Jahren aus Sicherheitsgründen als Kind und Schüler aus Deutschland bei „Mollie“ Mary Tunicliffe „ausquartiert“ worden, erahnten seine Eltern doch die Kriegsgefahr.


Ja wir fuhren auf dem Motorrad dorthin. Ein Auto lag nicht drin, und unser Vater lehnte Autos auch wegen der Luftverpestung ab. Er hatte auch gar keinen Autoführerschein gemacht, und ein Auto hätte eh nicht bei dem geringen Einkommen drin gelegen. So fuhren wir überall mit dem Motorrad hin. Ging ja auch. Die Englandbesuche prägten mein Länderinteresse nachhaltig. Noch heute erfreue ich mich über alle englandspezifischen Ereignisse, über die zahlreichen Fotos und Erinnerungen, und vor allem über jeden neuen Besuch dort.

So ist England auch nach wie vor mein liebstes Reiseland !.


Ein weiterer Englandbesuch der für das Jahr 1978 angedacht war

konnte damals leider nicht mehr stattfinden: Unser Vater kam im Mai 1978 ins Fachklinikum (Lungen) Holdheim nach Bremen Oberneuland, welches runde 50% der leidenden Patienten als nicht mehr lebend aus dem Krankenhaus „entließ“.


Erst vor dem letzten Besuch Anfang August klärte meine Familie mich auf, dass ich Papa nicht mehr wiedersehen könne, weil er im Sterben läge. Die Vorzeichen des Todes waren ihm im Gesicht abzulesen. Ich war da 14 Jahre alt, und das Erlebte prägte mein weiteres Lebens auf das deutlichste. Damals hatte ich noch keine Vorstellung, was Tod ist und wie er funktioniert.


Unser Vater holte der schwerttragende Tod ein, der seinen Triumph am 21.08.1978 um 13Uhr10 erzielte.

Bis dahin vergingen nur runde 3 Monate, aber unser Vater sah zum Schlusse aus, als sei er nicht um 3 Monate, sondern um 30 Jahre auf ein Alter von 84 gealtert, gezeichnet durch sein entsetzliches Leiden.


Am Grabe nahmen wir Abschied, doch so richtig begriffen hatte ich damals nicht, was passiert war. Ich dachte immer unser Vater würde eines Tages wieder bei uns sein. Dem war ja nun leider nicht so, wie sich im Verlaufe der nachfolgenden Jahre herausstellte.


Der frühe Verlust bedeutete für für mich den Verlust einer Führungspersönlichkeit. Von nun an musste unsere Mutter versuchen die Rolle so einigermaßen mit zu übernehmen, was natürlich nur unzureichend gelingen konnte. Und wir 4 Jungs ?. Wir mussten mit anpacken und mithelfen, den Haushalt hin zu kriegen. Ich fuhr ja schon sehr früh mit 6 Jahren mit dem Fahrrad zum Einkaufen. Die Taschen waren immer schon ziemlich voll und schwer, aber mit 14 war der Einkauf schon eine gewisse Last. Und: Es konnte nicht immer unbedingt mehr oder qualitativ besser gekauft werden. Große Wünsche lagen da nicht drin, abgesehen mal von einem Eis oder so.

Zeichnung meines Vaters